© Stadt Wolfsburg/Günter Poley
Patricia Hempel
Nach intensiver Diskussion war sich die Jury - bestehend aus dem Kulturausschuss-Vorsitzenden Wilfried Andacht, seinem Stellvertreter Frank Helmut Zaddach, den beiden Dozenten für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus der Universität Hildesheim Katrin Zimmermann und Dr. Guido Graf, der Leiterin des Kulturwerks Monika Kiekenap-Wilhelm und der Koordinatorin des diesjährigen Stadtschreiber-Projekts innerhalb des Kulturwerks Judith Bartsch - am Ende einig: der diesjährige Gewinnertext lautet „Stratigraphien“ und wurde von der 30-jährigen gebürtigen Berlinerin Patricia Hempel verfasst.
Der Text überzeugte vor allem durch seine sprachliche Qualität und seine exakten Beobachtungen. In einer Kombination aus Lyrik und Prosa versteht es die Autorin, ein komplexes Stimmungsbild von Wolfsburg zu erzeugen. Bereits im Titel „Stratigraphien“, welche in der Geologie die Beschreibung der verschiedenen Schichten bezeichnet, wird das Erforschen der Stadt von Grund auf, mit seinen diversen Ablagerungen und Facetten, angedeutet. Beim Blick auf den Lebenslauf der Autorin wird dann auch klar, dass es sich um den Forscherdrang einer studierten Archäologin handelt, mit welchem sie der Stadt begegnet.
Während der Grundtenor der Textfragmente melancholisch gefärbt ist, beweist Patricia Hempel an vielen Stellen schonungslosen Humor, der eine besondere Offenheit gegenüber der Stadt attestiert. So schreibt sie über Wolfsburg: „Mit 76 sieht man als Stadt immer noch gut aus, während ich in 46 Jahren erwägen sollte, etwas mehr aus mir zu machen“. Im Prosateil, der fast an eine Reportage erinnert und doch poetisch anmutet, reflektiert die Autorin ihre eigene Biografie in der Begegnung mit der Stadt. Die Erkundung des Fremden auf der Suche nach den eigenen Wurzeln, das genaue Hinsehen aus einer sehr persönlichen Perspektive macht den Reiz des Textes aus. Die Autorin schließt mit den Worten: „Vielleicht ist die Fremde zu keiner Zeit an konkrete Orte gebunden, sondern der Nachteil eines Lebensentwurfs, gesetzt den Fall, man möchte nirgendwo ankommen“.
Am 1. Juli 2014 hat Patricia Hempel ihr literarisches Amt angetreten und für drei Monate in Wolfsburg gelebt, sich mit Wolfsburgern ausgetauscht und über Wolfsburg geschrieben.
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